Pfarrei Gersfeld - Geschichte
Pfarrei Gersfeld - Geschichte

Geschichte der Pfarreien

Zur Geschichte der Pfarrei Gersfeld
Die Pfarrei Gersfeld gehört nicht zu den ältesten Pfarreien des Fuldaer Landes. Beweis dafür ist, daß in verschiedenen hoch- und spätmittelalterlichen Verzeichnissen der Pfarr- oder Taufkirchen, für die das Kloster Fulda am Gründonnerstag durch einen Schnelldienst die heiligen Öle aus Würzburg bzw. Mainz besorgte, eine Kirche in Gersfeld nicht genannt wird. Sie ist infolgedessen auch keine Urpfarrei, sondern eine Tochterpfarrei der Urpfarrei Dietershausen.

Wie kam es zur Gründung der Pfarrei Dietershausen?

Hier müssen wir zum besseren Verständnis weiter ausgreifen und einen Blick zurückwerfen bis in die Zeit, da in unserer Heimat der christliche Glaube zwar nicht mehr zum ersten Mal verkündet, aber doch erstgefestigt wurde, d. h. bis zur Gründung des Klosters Fulda, das ja nach dem Willen des hl. Bonifatius nicht nur ein Musterkloster benediktinischen Mönchtums sein, sondern auchder Festigung seines Missionswerkes dienen sollte. Bonifatius stattete seine Gründung zunächst mit dem Land im Umkreis von drei Meilen aus, das er sich von dem HausmaierKarlmann hatte schenken lassen. Aber bald, noch während seines Lebens und in noch viel höherem Maß nach seinem Tod, kamen weitere Schenkungen hinzu. Besonders massiert war der geschenkte Grundbesitz auch im oberen Fuldatal. Verwaltet wurde dieser Besitz von Frickenhausen bei Dietershausen, aus, wo um 1000 ein Fronhof des Klosters Fulda nachweisbar ist. Das Dorf Frickenhausen wurde um 1500 wüst. Heute erinnert nur noch der Frickenhäuser Weiher bei Dietershausen an den untergegangenen Ort.

Verwalter des Fronhofs in Frickenhausen war zunächst ein Mönch des Klosters Fulda, der die Abgaben vom Grundbesitz seines Klosters, so weit diese selbst in Fulda nicht benötigt wurden, gegen Geld verkaufte oder gegen andere Naturalien tauschte und den Erlös an sein Kloster abführte. Ende des 11. oder im 12.Jahrhundert wurde die Pfarrei Dietershausen errichtet. Sie umfasste den Fronhofsverband Frickenhausen und brauchte nicht, wie sonst vielfach üblich, genau umschrieben zu werden, da sie im Westen auf die Grenzen der älteren Pfarrei Florenberg und bei Döllbach auf die main-würzburgische Bistumsgrenze, im Norden auf die 1093 errichtete und genau umschriebene Pfarrei Margretenhaun stieß und nach Süden und Osten hin mit dem Einzugsgebiet der oberen Fulda identisch war. Sie umfaßte das Gebiet der heutigen Pfarreien Dietershausen, Poppenhausen, Gersfeld, Hettenhausen, Schmalnau, Motten, Thalau, Lütter und Weyhers. Der Pfarrer von Dietershausen übernahm neben der Seelsorge auch die Verwaltung des Fronhofes in Frickenhausen, die bis dahin ein Mönch des Klosters Fulda versehen hatte. Das Besetzungsrecht der Pfarrei Dietershausen stand dem Abt von Fulda zu, nachdem dieser bei der Errichtung der Pfarrei diese mit einer für den Lebensunterhalt des Pfarrers ausreichende Dotation versehen hatte. Als Verwalter des Fronhofs in Frickenhausen war der Pfarrer zugleich Beamter des Abtes und diesem jährlich Rechenschaft über die Einnahmen des Fronhofes schuldig.

Bei der Ausdehnung der Pfarrei Dietershausen ergab es sich, zumal die Pfarrkirche ganz am Rand der Pfarrei lag, von selbst, daß an größeren und weiter entfernt liegenden Filialorten eigene Kirchen errichtet wurden. Auf diese Weise entstanden die Pfarreien Hettenhausen und Motten, die beide bereits in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts bestanden. Zunächst war Hettenhausen als Tochterpfarrei von Dietershausen abgetrennt worden, später Motten als Tochterpfarrei von der Pfarrei Hettenhausen. 1381 ist die Pfarrei Poppenhausen zum ersten Mal zu belegen. Für das oberste Fuldatal sind vor einigen Jahren ehemalige Kirchen in Veilsberg und bei Rommers festgestelltworden, die sicher dann mit dem Wüstungsprozeß der Rhön aufgegeben wurden.

An ihre Stelle trat die St. Lorenzkirche in Gersfeld. Grund dafür war, daß der Abt von Fulda 1359 vom Kaiser das Recht erhalten hatte, Gersfeld zu einer Stadt zu machen. Da ein Pfarrhaus in Gersfeld noch fehlte, erwarb 1362 Dietrich Vogel, der erste namentlich bekannte Pfarrer von Gersfeld, für sich und seine Nachfolger ein Haus "niden in dem dorr', einen Baumgarten, einen Acker und eine Wiese. Allerdings erwies sich die neue Pfarrei als kaum lebensfähig. Durch häufige Kriege und Fehden war die Pfarrkirche so ruinös, daß sie für eine geordnete Seelsorgekaum ausreichte. Die mit ihr verbundenen Einkünfte waren so gering, daß sie oft ohne Pfarrer war.

Um diesem Mißstand abzuhelfen, versprach Heinrich von Ebersberg 1448, der Pfarrkirche einen Ho fzu Wissels und ein Kapitalvon100 fl. zu übertragen. Als Gegenleistung verlangte er für sich und seine Erben im Mannesstamm das Besetzungsrecht der Pfarrkirche, das dem Bischof von Würzburg zustand und später von dem Pfarrer von Dietershausen als dem Mutterpfarrer des Gebietes der Pfarrei Gersfeld beansprucht wurde. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts sind die Pfarrer von Gersfeld namentlich bekannt. Um 1450 waren Michael Voit und Georg Kränspieß Pfarrer. 1452 erhielt Johann Knöttel die Pfarrei Gersfeld, die er bis zu seinem Tod 1502 besaß. Er ließ sich im Barfüßerkloster in Fulda begraben. Von 1502 bis 1517 war Kaspar Ritter Pfarrer von Gersfeld. Dann übernahm Wolfgang Winkler die Pfarrei und verzichtete 1521 zugunsten von Kaspar Ziegler auf sie, der sie 1533 an Johann Nida abtrat.

Anfangs der 40er Jahre des 16. Jahrhunderts wurde Peter Stolz Pfarrer von Gersfeld und versah diese Pfarrei bis zu seinem Tod, vermutlich im Jahre 1595. Als 1586 der Gersfelder Schulmeister in betrunkenem Zustand den Pfarrer schmähte, beschwerte sich Stolz bei seinem Patron Ottheinrich von Ebersberg und brachte bei dieser Gelegenheit zu seiner Verteidigung vor,daß er sich bei 42 Jahren allmählich "aus des bapsts finsternuß" befreit und zur Augsburgischen Konfession bekannt habe. Der Anschluß der Ebersberger an die Reformation erfolgte demnach frühestens in den 40er Jahren des 16.Jahrhunderts und außerdem in einem längeren Prozeß. Für Georg Sebander, der von 1537 bis 1546 in Gersfeld, Hettenhausen und anderen Rhöngemeinden nach der neuen Lehre gepredigt haben will, bleibt infolgedessen kein Platz in der Reihe der Pfarrer von Gersfeld. Die Glaubwürdigkeit seiner Mitteilungen über seine Tätigkeit in der Rhön vermindert sich dadurch, daß auch Angaben seiner Chronik über spätere Zeiten als falsch erwiesen worden sind.

1595 wurde Andreas Mergilet Pfarrer von Gersfeld und starb 1622 daselbst. Sein gleichnamiger Sohn hatte die Pfarrei Gersfeld bereits 1621 übernommen. 1629 wurde Mergilet aus unbekannten Gründen Kaplan in Gersfeld, während die Pfarrei dem früheren Pfarrer von Hettenhausen, Jeremias Wenzel, übertragen wurde. Wenzel starb 1634. Mergilet erhielt von1630 bis 1632a ls"gewesener Prädikant in Gerfeld" bzw."Exulant" vom Fuldaer Fürstabt Unterstützungen und hielt sich infolgedessen in Fulda auf. Im September 1634 ist er als Pfarrer von Motten zu belegen. Wenzels Nachfolger in Gersfeld wurde Hermann Ruprecht, der schon seit 1633 Diakon in Gersfeld war. Er starb 1668/69 als Pfarrer von Gersfeld.

Um die Mitte des 18.Jahrhunderts kehrte Ernst Friedrich von Ebersberg zur katholischen Kirche zurück und ließ für die wenigen Katholiken im Gartensaal des unteren Schlosses eine Kapelle einrichten. Die wenigen Katholiken wurden durch die Schloßkapläne in Gersfeld betreut.

Diese waren Karl Friedrich Bott (1752), Konrad Burchard (1753), Johann Michael Heim (1754-1760), Johann Adam Schwarz (1760), Franz Adolf Gemming (1762-1767), Melchior Laudenbach (1767-1769), Franz Peter Körber (1769-1776), Johann Christoph Schell(um1790),Adam Valentin Römisch(um1804)und P. Richard Joachim Ocarm (bis 1821).

1821 wurde eine Vikarie errichtet. Vikare bzw. Kuraten waren Georg Joseph Jüngling (1821-1827), unter dem die Kapelle in das MittelscWoß verlegt wurde, Andreas Reulbach (1827-1834), Philipp Anton Kapp (1834-1842), Joseph Büx (1842-1843) und Balthasar Düring (1843-1848).

Nachdem 1841 eine Kirche fertiggestellt und geweiht worden war, wurde 1853 in Gersfeld eine katholische Pfarrei errichtet.

Pfarrer waren seitdem Andreas Stierkorb (1853-1859, seit 1848 Kuratus), Ludwig Hoffmann (1859-1863), Johann Georg Kuhn (1863-1868), Martin Gigrich (1868-1884), Konrad Helfrich (1884-1886), Josef Hoffmann (1886-1889), Florentius Jüngst (1889-1894), Josef Medler (1895-1921), Georg Adam Rhiel (1912-1921), Dr. Georg Otto Müller (1912), Hermann Malkmus (1921-1928), Valentin Ramb (1928-1950), Josef Schrimpf (1951-1972), unter dem 1961 die Pfarrkirche erweitert wurde und einen Glockenturm erhielt, Albin Kiel (1972-1986) und Friedhelm Dauner (seit 1986). In Verbindung mit dem geplanten Bau einer Kapelle am Wachtküppel wurde am 1. November 1961 für die Katholiken der Gemeinde Maiersbach die Filialkirchengemeinde St. Wendelinus errichtet. Unter großem persönlichem Engagement von Kaplan i.R. Hermann Mott (1968) wurde der Bau der Filialkirche St. Wendelinus am Wachtküppel von 1962 bis 1964 nach den Plänen von Architekt Rudolf Schick, Fulda, durchgeführt.1964 wurde die Kapelle von Domkapitular Professor Dr. Ludwig Pralle benediziert. Schließlich sei noch eine Veränderung der Grenzen der Pfarrei Gersfeld erwähnt. Die Katholiken der Gemeinde Altenfeld, die bis zur Reformation zur Pfarrei Hettenhausen,dann zur Pfarrei Poppenhausen gehört hatten, wurden mit Wirkung vom 1. Juni 1967 in die Pfarrei Gersfeld umgepfarrt.